Hallo zusammen,

wir möchten uns heute mit etwas an euch wenden, das uns sehr am Herzen liegt. Gestern beim Fahnentag gegen Köln haben wir eine Menge Plastikfähnchen im Unterrang bereit gestellt, und zusätzlich im Oberrang die “richtigen” Stofffahnen verteilt, damit wir mit einem geschlossenen, eindrucksvollen Bild der Nordwestkurve in das Topspiel gegen die Kölner Haie starten konnten. Das ist, wie wir finden, auch ganz gut gelungen – und mit dem Overtime-Tor von Eric Schneider waren wir einfach nur zufrieden.

Die Fahnen in der Nordwestkurve sind keine Give-Aways

Die Zufriedenheit allerdings ist dann bei einigen von uns schnell in Verwunderung umgeschlagen. Ungefähr 30 Leuten haben wir die Stofffahnen wieder abnehmen müssen, weil sie sie mit nach Hause nehmen wollten. Teilweise haben wir uns ganz schön was anhören müssen, wie wir nur könnten. Entschuldigung: Wir sind hier nicht in der NHL. Wir teilen keine Gratisgeschenke im Wert von 15 Euro aus, die man sich über das Bett hängen kann. Wenn ihr die Fahnen mit nach Hause nehmt, beklaut ihr schlicht und einfach eure eigene Fanszene. Das bedeutet umgekehrt, dass entweder beim nächsten Mal viel weniger Fahnen zu sehen sind, oder wir Geld ausgeben dürfen. Wir sind uns sicher, dass das nun einige von euch nicht wussten. Da wir aber mit diesen 30 Leuten sicherlich nicht alle aufhalten konnten: Wenn ihr gestern eine Stofffahne mit heim genommen habt, bitte bringt sie zum nächsten Spiel mit und gebt sie am Fanstand ab. Fehler passieren, und wenn ihr in der Euphorie das gemacht habt, dann war es eben so und wir verurteilen euch nicht nachträglich, wenn ihr die Größe zeigt, die Fahne wieder zurückzugeben. (Und wenn ihr euch gar nicht traut, legt sie von uns aus einfach irgendwann vor das Fanbüro.)

“Nee, ich muss auflegen. Geht gleich los. Keine Ahnung, gegen wen wir spielen!”

Die Tatsache, dass man im Fanblock nicht mehr “weiß”, dass das so ist, zeigt uns aber ein bisschen auch die aktuelle Entwicklung, die wir angehen möchten. Aktuell haben wir den Eindruck, dass es viel mehr um einen selbst, als um die Fankurve als Gemeinschaft geht: Man zieht sich mittlerweile fein an, man will natürlich gut aussehen, und wenn das Trikot nicht zu den hohen Schuhen passt, dann bleibt eben das Trikot zu Hause. Und überhaupt, fällt man in grellem Pink viel besser auf, als in dem blauweißroten Brei. Man filmt auch den Trailer mit dem iPhone, und man filmt natürlich auch die Leute, die Fangesänge singen. Natürlich singt man selbst nicht mit, das würde den Ton von dem Video verfälschen. Wenn man dann aber mal die erste Promille erreicht hat, weil man “Freitags weg” (und nicht “beim Eishockey”) ist, und man dann doch mitsingt, dann hört man nicht auf die anderen, sondern singt was einem gerade einfällt. Wenn überhaupt, dann stimmt man mit seiner Clique selbst Lieder an, kauft sich vielleicht eine Trommel und nimmt sie mit, und am besten ein Megafon. Oder gleich zwei. Und damit man nicht so lange am Getränkestand anstehen muss UND pro Drittelpause gleich zwei Zigaretten rauchen kann, geht man so in der zehnten Spielminute schon mal raus, damit man nur wenige Minuten zu spät zum zweiten Drittel wieder rein kommt. In der 57. Spielminute ungefähr sollte man sich dann – auch wenn es 2:1 steht – auf den Weg zum Parkplatz oder zur S-Bahn machen. Nicht aber, bevor man nicht noch ein “Sieg!” oder ein “Gegen Mannheim kann man mal verliern!” ansingt, um sich selbst zu beweisen, dass in diesen drei Spielminuten eigentlich gar nix mehr passieren kann.

Aber mal ernsthaft…

Ihr merkt, wir haben das überspitzt dargestellt. Und vermutlich kennen die Leute, die wir hier persiflieren, das Adler Fanprojekt überhaupt nicht und lesen diesen Text nur, falls ihn ein Kumpel bei Facebook teilt. Was wir aber eigentlich sagen wollen: Ihr seid nicht du und ich, sondern ihr seid eine Fankurve. Das Eisstadion ist ein Platz, an dem man ganz großartig gleichgesinnte kennen lernen kann und sich über Eishockey freuen kann. Ihr seid nicht “heute Abend weg”, sondern ihr seid bei den Adlern. Da ist man nicht einfach so, wie im Kino. Im Kino gibt es keine tausende Leute, die ihr komplettes Geld für Eishockeyfahrten und Fanartikel ausgeben, weil es ihr ein und alles ist. Und wenn diese fanatischen Leute euch nicht anstecken können, dann ist das in Ordnung, aber dann respektiert es zumindest. Diese Fankurve freut sich über jeden, der ein neues Lied einbringt und Kreativität zeigt, das soll nicht falsch verstanden werden. Es gibt zwar den Mann am Megafon, aber im Gegensatz zu vielen Fußballszenen wird er, wenn er euer Lied hört, es aufnehmen und weitertragen. Alles ist super, was zu dem Thema “Eishockeyfan” oder “Adler Mannheim” passt. Um zu verstehen, dass aber zum Beispiel ständige Mittelfinger genauso wenig dazu gehören wie ein Abendkleid, muss man diese Fanszene erst ein mal wahrnehmen und verstehen.

Wir freuen uns, zum Saisonende und zu den Playoffs neue Fans begrüßen zu dürfen. Umgekehrt raten wir auch jedem der “alteingesessenen” Fans, die Leute nicht abfällig als “Touristen” abzuspeisen, sondern sie an die Hand zu nehmen und ihnen zu zeigen, was es bedeutet, ein Eishockeyspiel zu sehen – woher die Emotion rührt, aber auch wie viele Werte in einem Eisstadion gesetzt werden können. Unterscheidet zwischen den Leuten, die bei ihrem ersten Besuch offen sind für diese tolle Atmosphäre und den großartigen Sport. Sie sind in der Überzahl, aber die Negativbeispiele fallen euch mehr ins Auge – weil sie ins Auge fallen wollen. Die Leute, die lieber “ihr Ding” machen wollen und die zum Eishockey gehen, weil sie in der Discothek nicht reingekommen sind, dürfen nicht diejenigen sein, an denen sich die interessierten Fans orientieren.

Lasst uns alle zusammen ein wenig auf den Erhalt der Fanszene achten, und gemeinsam die Mannschaft unterstützen! Wir haben noch kein großes Problem und einen großartigen Zusammenhalt, also lasst uns darauf achten, damit das auch so bleibt.